Wer viel sehen will, muss fliegen
Studentinnen und Studenten haben ständig frei. Stimmt tatsächlich. Aber was anfangen mit so viel Ferienzeit, wenn man nicht ständig an irgendwelchen Seminararbeiten tippen will? Richtig, wir reisen. Zwischen Juni und August war ich viel unterwegs. Mit Freunden, alleine, in Österreich, Deutschland, Malta, mit dem Bus, der Bahn – und leider auch mit dem Flugzeug. Plastikfreier Urlaub? Lest selbst…
„Bevor der Prüfungsstress losgeht, gönnen wir uns noch einmal eine schöne Zeit“, haben wir gesagt. „Lasst uns in den Urlaub fahren“, haben wir gesagt. „Wohin?“, haben wir uns gefragt. „Malta“, lautete die Antwort.
Einmal Malta und zurück
Die vier Flugtickets für unsere Reise zu der kleinen Inselgruppe im Mittelmeer waren schnell gebucht, das Airbnb ebenso. Die restlichen Planungen konnten beginnen. Wollen wir ein Mietauto nehmen? Roller mieten? Oder doch die unverlässlichen öffentlichen Verkehrsmittel benutzen? Urlaub soll ja chillig sein und entspannen… Der Stress mit Öffis wäre viel zu anstrengend. Freunde und Verwandte haben uns völlig unterschiedliche Ratschläge zu unserem Dilemma gegeben: „Nehmt euch ein Mietauto, Malta ist klein, das habt ihr an einem Tag im Auto umrundet.“ „Nehmt ja kein Mietauto, die Leute dort fahren wie verrückt, es ist Linksverkehr und die Straßen sind viel zu eng. Die Öffis sind leider auch weder pünktlich noch fahren sie öfter als im Stundentakt, aber klappt schon. Kann aber auch sein, dass sie euch nicht mitnehmen, wenn der Bus schon zu voll ist. Viel Spaß!“
Da wir uns also nicht entscheiden konnten, sind wir einfach drauf los geflogen und wollten die Wahl zwischen Auto und Öffis erst vor Ort treffen. Zum Glück, sobald wir die Verkehrssituation auf Malta sahen, war das Thema Mietauto vom Tisch. Öffis it is. Wenn mich mein Gewissen nicht schon lange vor unserem Flug geplagt hatte (was definitiv so war), dann spätestens als wir auf der Insel angekommen sind. So viele Autos auf so wenig Fläche! Erschreckend. Maltas Gesamtfläche ist sogar kleiner als Wien. Eine kurze Recherche im Internet hat mir offenbart, dass im Jahr 2014 auf 1000 Menschen in Malta 780 Autos gekommen sind, in Österreich sind aktuell rund fünf Millionen PKWs auf knapp neun Millionen Einwohner registriert. Aber egal wie man es dreht und wendet, es sind viel zu viele Autos.
Plastikfrei Einkaufen? Eine Herausforderung!
Zurück zu Malta. Ich habe mir felsenfest vorgenommen, dass dieser Urlaub mein letzter Flugurlaub für seeeeehr lange Zeit werden würde und wollte die Tage so gut es ging ohne schlechtes Gewissen leben. Wohnen in Airbnbs hat den Vorteil, dass man selbst einkaufen gehen kann. So kann man selbst entscheiden, was auf den Tisch und in den Kühlschrank kommt. Direkt neben unserer Wohnung war ein gar nicht so kleiner Minimarkt, der von sehr freundlichen, alten Maltesern betrieben wird. Ich hab mich jeden Tag gefreut, dort frisches Obst und Gemüse fürs Frühstück besorgen zu können. Im Gegensatz zu Supermarktketten würde ich dort bestimmt nicht Obst in sinnlosem Plastik einkaufen müssen. Aber leider falsch gedacht. Einmal habe ich einen Kilo Trauben in einem praktischen Papiersackerl zur Kasse gelegt. Kurz nicht hingeschaut, war das Papiersackerl in ein Plastiksackerl eingepackt und doppelt verknotet. Und den faltigen Männern konnte ich leider nicht wirklich erklären, dass das nicht nötig ist. Plastikfreier Urlaub? Fehlanzeige! Das Sackerl haben wir dafür zumindest in den nächsten Tagen noch ein paar Mal für unsere nassen Badesachen verwenden können, es war also nur zu 99,9% umsonst.
Aber die Malteser und Malteserinnen sind sich des Problems bewusst. Eine der Urlaubstraditionen von meinem Freund und mir ist es, dort ein Aquarium oder einen Zoo zu besuchen (ja ich weiß, das lässt sich nur schwer mit den ethischen und moralischen Prinzipien des Veganismus vereinbaren, aber ich arbeite daran!). Das Malta National Aquarium hat sich allerdings mit verschiedenen Wissenschaftler/innen und Organisationen zusammengetan. Sie machen gemeinsam auf den Meeresnaturschutz vor allem im direkten maritimen Umfeld von Malta aufmerksam. Dazu zählt der Artenschutz vieler Meeresbewohner, wie zum Beispiel Schildkröten, sowie auch die Plastikverschmutzung im Meer zu bekämpfen. Am Ende der Aquariumtour waren verschiedene, leider reale, Szenarien dargestellt: Fischernetze, Plastikflaschen und anderer Müll, der in den Ozeanen landet. All dieser Müll wird präsentiert und mit den Hashtags #ReadyToChange und #BeatPlasticPollution versehen. Ein plastikfreier Urlaub wird damit zwar nicht möglich, aber: damit wird der Kampf gegen diese Verschmutzung auch im Internet weitergeführt. Coole Aktion! Und wir kommen dem plastikfreien Urlaub einen kleinen Schritt näher…
#ReadyToChange #BeatPlasticPollution #PlastikfreierUrlaub
Plastikfreier Urlaub? Nicht für uns!
An einem der Tage haben wir uns mutig in den Bus gesetzt, um ans andere Ufer der Insel zu kommen, nämlich zur Golden Bay. Traumhaft klares Wasser und goldener Sand. Fast zu schön, um wahr zu sein. Aber eben nur fast, denn überall lagen kleine Plastikteile im Sand. Und das, obwohl überall Mülltonnen mit vier verschiedenen Behältern zum Trennen standen. Auch der kleine Souvenir-/Snack-Truck an der Bushaltestelle präsentierte seine Waren nicht gerade nachhaltig: Bananen in ihrer Schale, in einer weiteren Plastikschale, mit Frischhaltefolie umwickelt. Warum bitte?
Unnötige Plastikverpackungen
Mir wirft sich in solchen Urlaubsdestinationen die entweder am oder wie Malta im Meer liegen die Frage auf, wie sich der/die Konsument/in verhalten soll. Den eigenen Prinzipien treu bleiben und im Urlaub auf vegane Ernährung bestehen? Wobei die meisten Produkte, die dafür benötigt werden, eindeutig mit dem Flugzeug oder dem Frachtschiff importiert werden? Oder doch lieber auf regionale Produkte und traditionelle Gerichte umsteigen? Die nicht vegan, vielleicht nicht einmal vegetarisch sind? Auf Malta wird zum Beispiel kein Soja produziert, Weizen und Gerste sind hier die wichtigsten Getreidearten. Das trockene und heiße Klima bietet eben nicht die besten Bedingungen für die Landwirtschaft. Die Fischerei jedoch ist ein wichtiges wirtschaftliches Standbein für Malta. Im Urlaub gehört es für mich auch dazu, traditionelle Gerichte zu probieren, und da zählt in Malta eben Fisch dazu. Ich habe also meinen Veganismus ebenso beurlaubt und mein Essverhalten der Region für diese Tage angepasst. Abgesehen davon ist der Veganismus auch noch nicht so wirklich dort angekommen, Happycow zeigt kaum vegane Restaurants an, dafür jedoch viele mit vegetarischen Optionen. Zumindest ein Anfang. Die Mentalität der Malteser und Malteserinnen ist jedoch bereits auf dem richtigen Weg, den veganen Lebensstil zu verstehen.
Zug statt Flug
Malta ist eine wirklich wunderschöne Urlaubsdestination, allerdings mit Verbesserungsbedarf in Sachen Nachhaltigkeit. Weniger Plastikverpackungen und das Busnetz ausbauen, damit nicht mehr so viele Autos in den Straßen stehen – damit wäre schon ein großer Schritt getan. Die Reise per se bereue ich auf keinen Fall. Ich habe wunderbare Erfahrungen und Eindrücke gesammelt. Die Flugscham hat mich allerdings schon sehr schlimm erwischt. Und so sehr ich die Zeit auf Malta genossen habe und ich eigentlich gern wieder dort hin möchte, halte ich mich erstmal auf unbestimmte Zeit von Flughäfen fern. Zum Glück gibt’s auch in Österreich und Deutschland schöne Ecken, die man ganz easy und umweltfreundlich mit dem Zug entdecken kann. Dazu mehr in meinem nächsten Blogartikel.
Bis dahin, #machdichfrei!
Eure Kathi
Wie macht ihr das so im Urlaub? Werft ihr eure Prinzipien über Bord? Probiert ihr Gerichte aus, die sonst nicht auf eurem Speiseplan stehen würden? Oder bleibt ihr euch auf Biegen und Brechen treu und ernährt euch auch im Urlaub vegan/vegetarisch, auch wenn Produkte dafür importiert werden müssen? Kleine Alltagshelfer für unterwegs gibts bei uns im Shop, ein plastikfreier Urlaub wird möglich!