Minimalismus & Alepposeife
Liebe Kathi,
ich hoffe, du bist bei diesem sonnigen Wetter aus dem Archiv aufgetaucht und lässt dir dein Gesicht von der Sonne und der Kälte erröten!
Bei deinen Putztipps war einer dabei, den ich sofort ausprobieren musste: Das Entkalken des Wasserkochers mit einer ausgepressten Zitronenschale! Wie bereits im letzten Blogeintrag beschrieben, fällt sie bei mir jeden Tag an.
Normalerweise verwende ich Zitronensäure zum Entkalken. Immer wieder bin ich freudigst überrascht, wie durch einen Esslöffel Zitronensäure ein vollständig verkalkter Wasserkocher in neuem Glanz erstrahlt! (Weniger erfreulich ist es, wenn ich vergesse, dass im Wasserkocher noch das Zitronensäurewasser drin ist. Mehr als einmal habe ich damit schon meinen Tee aufgegossen…).
Zitronensäure zeigt Wirkung
Neuerdings versuche ich konzentrierter zu sein und meine angefangenen Tätigkeiten zu Ende zu bringen. Ganz nach der buddhistischen Philosophie: “Wenn ich esse, esse ich. Wenn ich den Wasserkocher entkalke, entkalke ich den Wasserkocher”. Dann warte ich geduldig oder ungeduldig bis der Wasserkocher fertig ist. Danach schütte ich das Wasser langsam über die Nirostaflächen der Spüle. Kalk und Fett werden wunderbar gelöst und alles glänzt wunderbar..
Diese Schnellschußvariante ist super praktisch. Wenn ich jedoch jeden Tag sowieso Zitronenhälften in den Kompost werfe, weil ich gerade genug Zitrusreiniger habe, gefällt mir deine Variante besser!
Der Versuch hat gezeigt, dass die Wirkung nicht der der Zitronensäure entspricht. Dennoch ist diese Vorgangsweise empfehlenswert, um Zitronenhälften optimal zu nutzen – idealerweise in Kombination mit einem Kupferschwamm.
Ich habe relativ wenig Wasser verwendet, eine ausgepresste Zitronenhälfte hineingetan und den Wasserkocher 2x eingeschaltet. Beim Aufmachen stieg mir gleich eine wunderbarer Zitronenduft in die Nase. Der Kalkbelag am Boden hatte sich nicht vollständig von selbst gelöst (ähnlich, wie bei der Anwendung mit Zitronensäure). Ich konnte jedoch den Kalk leicht mit dem Kupferschwamm abkratzen.
Ich, die es liebt “vermeidlbaren Müll” sinnvoll zu verwenden, werde die Entkalkung mit den Zitronenhälften längerfristig beobachten. Dann werde ich berichten, ob ich dadurch auf die Zitronensäure verzichten kann. Danke für den Tipp, Kathi!
Minimalismus – wenig haben, viel daraus machen
Wenig zu haben und jede Ressource bis zum Letzten zu verwenden, war nicht nur das Credo meiner Uroma. Sie hat beide Weltkriege erlebt und das Fehlen essentieller Mittel des Überlebens kennengelernt. Nein, es markiert in Zeiten unserer Überflussgesellschaft eine Bewegung, die nicht der Not, sondern der bewussten Entscheidung für Weniger entspringt: dem Minimalismus.
Du hast bestimmt schon von der “Capsule Wardrobe” von Caroline Rector gehört? Sie bloggt auf un-fancy.com darüber, wie sie ihren Kleiderschrank auf 37 Teile reduziert hat. Oder von den Minimalists, die in ihrem Blog, Podcasts und Netflixdokumentationen Menschen auf der ganzen Welt in einen Lebensstil begleiten, der von einem Mehr durch Weniger bestimmt wird?
Mein Weg in ein minimalistischeres Leben hat sich nach und nach durch meinen Zero Waste Lebensstil eingeschlichen. Dieser war für mich der Beginn einer großen Veränderung.
Ich weiß noch, wie ich anfänglich meine gewohnte Einkaufliste durchgegangen bin. Ich habe nach unverpackten Alternativen für diese Produkte gesucht. Zuerst ist es einfach nur darum gegangen, nichts mehr zu kaufen, was in Plastik verpackt war. Ich musste durch das Fehlen eines Unverpacktladens in Kärnten kreativ werden; so habe nur noch beim Bioboten, in Bioläden, am Markt und bei Direktvermarktern unverpackt bzw. Waren im Glas oder in Papier gekauft. Unseren Restmüll konnte ich dadurch stark reduzieren.
Nach und nach hat sich die Einkaufliste verändert. Einige Produkte davon sind verschwunden und es hat sich auch mein Antrieb verändert. Ich habe gelernt, dass ich vieles selber machen, selbst herstellen kann. Ich habe Handspülmittel nach diesem Rezept hergestellt und versucht die aufregendste Zahnpasta zu kreieren.
Dann habe ich es mir einfach gemacht und habe die Olivenölseife nicht mehr aufgerieben und Handspülmittel angemischt. Ich habe lediglich das Stück Seife dafür verwendet. Eine zeitlang haben wir nur mit Natron die Zähne geputzt.
Allzweckmittel Alepposeife
Und der Ansporn dazu waren eine Reise, ein kleiner Kulturbeutel, ein großes Stück Alepposeife und die Lust, wieder mal was Neues auszuprobieren.
In diesem Urlaub, habe ich mir mit Alepposeife das Gesicht, den ganzen Körper und die Wäsche gewaschen. Wieder hat sich bestätigt, dass diese Seife meiner Haut einfach gut tut und sich gleichzeitig gut als Fleckenmittel eignet.
Zum dauernden Wäschewaschen damit braucht es aber zusätzlich noch Natron oder Sauerstoffbleiche, damit die Wäsche nicht muffig wird.
Wir haben diese spezielle Olivenseife auch zum Geschirrwaschen verwendet, was für mich gut funktioniert, vor allem wenn heißes Wasser vorhanden ist.
Was ich damals zum ersten Mal ausprobiert habe, war meine Zähne mit Alepposeife zu putzen. Das hatte ich mir eklig vorgestellt, kannte ich doch die Drohung “go and wash your mouth with soap”!
Wer es jedoch mit Alepposeife probiert hat, wird sich davon nicht mehr abschrecken lassen, denn es war gar nicht so schlimm.
Besser noch, meine Zähne fühlten sich sauber und glatt an. Dass es keinen Frischegeschmack gab, störte mich schon lange nicht mehr. Bei all den selbst zusammengemischten Zahnpasten und -pulvern hatte ich selten Minzgeschmack verwendet, weil meine Kinder den nicht so mögen.
Die einzige Anwendung, die ich bzw. meine Haare nicht mögen, ist Haarewaschen mit Seife. Alepposeife ist sehr rückfettend. Aber selbst mit dieser Seife fühlen sich meine Haare nach dem Waschen komisch an. Seife macht meine Haare vor allem nach längerer Anwendung spröde. Da bleibe ich lieber bei dem festen Haarshampoo, das meine Haare weich und glänzend macht und meinen Haaren die Anwendung von Conditioner erspart.
Weniger ist mehr
Wie du siehst, bin ich keine Freundin vieler Produkte. Aber ich bin großer Fan von Produkten, die vieles in einem sind oder die Verwendung von anderen ersparen.
Liebe Kathi, all die beschriebenen Versuche, Herangehensweisen, das Ausprobieren und anders machen sind Teil meiner Reise zu mir. Und zu dem Leben, das ich führen will. Manchmal schaffe ich es nicht meinen Idealen zu entsprechen.
Ich habe gelernt, dass es oft wichtiger ist, auf meine Belastungsschwelle zu schauen, als auf eine Verpackung. Außerdem darauf, dass ich nur einen Schritt vor den anderen setzen kann. Und ich habe gesehen, dass es auf meiner Reise viele Phasen des Wartens gibt und manchmal ein Schritt zurückgesetzt werden darf.
In all dem Tun und Warten habe ich einen umfassenderen Blick auf das Große und Ganze erhascht. Seitdem habe ich ihn nie mehr verloren. Auch wenn ich manchmal etwas tue, das diesem Großen nicht förderlich ist, sondern nur der Erhaltung meines Energiehaushaltes oder auch mal der Erfüllung von Wünschen dient: ich tue es in dem klaren Bewusstsein, dass dies eine Ausnahme, aber nie mehr meine Routine werden wird.
Und um auf die Alepposeife zurück zu kommen: Wenn es ein Produkt sein soll, dass diesen Weg versinnblidlichen soll, wähle ich ganz klar diese. Kein Produkt vereint so viele Anwendungsmöglichkeiten so perfekt mit Tradition und Minimalismus wie sie.
Ich wünsche dir und unseren Leserinnen und Lesern noch einen schönen Valentinstag, auch wenn es nur ein weiterer Tag der Konsumverherrlichung ist. Was zählt, ist die Liebe!
Alles Liebe und #machdichfrei,
deine Melanie