Vegane Nuggets und Sour Cream
Liebe Melanie,
ja, wie viel Zero Waste braucht die Welt? Ich verstehe völlig, was du meinst. Zugfahren statt Fliegen, lieber das Obst ohne Plastikfolie aus der Region kaufen, das sind Dinge, die für mich bereits selbstverständlich geworden sind, darüber muss ich gar nicht mehr nachdenken. Mein Einkaufsverhalten und meine Einstellung gegenüber Müllvermeidung haben sich in den letzten Monaten grundsätzlich verändert.
Früher habe ich meinen Einkauf in 15 Minuten erledigt gehabt, ein schneller Abstecher zum Spar oder Billa und mein Einkauf für die nächsten 2-3 Tage war erledigt. Da habe ich noch nicht so viel Rücksicht darauf genommen, wieviel Plastikmüll in meiner Küche anfällt. Also habe ich damals noch zu in Plastik verpackte Tomaten aus Österreich gegriffen, ebenso zum Müsli im Plastiksack, nur um diese Lebensmittel daheim in Gläser zu packen, “weils schöner ausschaut.”
Das waren dann meinen ersten Schritte zum plastikfreien Einkaufen: Pasta, Linsen, Trockenfrüchte – im Plastik gekauft, daheim in schöne Gläser umgefüllt. Und mit Anfang dieses Semesters auf der Uni hab ich mir fest vorgenommen, diese Blödsinnigkeit wegzulassen und einfach direkt mit meinen Gläsern einkaufen zu gehen. Für alteingesessene Umweltschützer ist das natürlich nichts neues. Für junge Menschen und vor allem Studierende hingegen schon: Denn so einzukaufen kostet, nicht nur Geld sondern auch Zeit. Weniger als 2 Stunden bin ich nie unterwegs, wenn ich meine Einkäufe erledige. Und so sehen meine Einkaufstouren aus:
- Einkaufsliste schreiben: je nach Geschäft eine neue Liste
- Einkaufstrolley mit meinen leeren Glas- und Edelstahlbehältern geschnappt und mit der Straßenbahn in die Stadt
- Erster Halt: Das Gramm. Hier kaufe ich alles ein, was ich lange auf Vorrat lagern kann: Linsen, Trockenfrüchte, Gewürze. Manchmal verkaufen sie im Gramm auch Gemüse und Brot vom Vortag um die Hälfte günstiger, Regionalität und Bio-Qualität garantiert.
- Zweiter Halt: Das Dekagramm. Bei der großen Schwester vom Gramm hole ich meistens das, was ich im Gramm nicht gefunden hab. Zum Beispiel Sojagranulat oder Sojaschnetzel für mein Chili sin Carne. Hier gibts aber auch Pasta, alle möglichen Backzutaten, vegane Süßigkeiten, Essig, Öl, Handcreme und und und. Und das alles unverpackt!
- Dritter Halt: Frisches Obst und Gemüse kaufe ich mir meistens im Biomarkt. In Graz gibt es zwar täglich den großen Bauernmarkt, aber ich werde doch gerne von meinem inneren Schweinehund besiegt und bleibe dann vormittags doch lieber in meinen Decken eingekuschelt auf der Couch.
- Falls ich dann noch irgendetwas auf meiner Einkaufsliste noch nicht abgehakt haben sollte, besorge ich mir diese Dinge dann bei Spar, Billa oder Hofer, aber nur, wenn diese auch nicht in Plastik verpackt sind. Mehl, Nudeln, Zucker, Salz kann man fast überall schon in Papier verpackt finden. Und hier lautet für mich dann die Devise: Plastikfrei und Regionalität vor Bio! Zum Beispiel kaufe ich Wiener Zucker im Papiersack, gewonnen aus österreichischen Zuckerrüben. Der Bio-Vollrohrzucker von Ja! Natürlich stammt aus Zuckerrohr aus Paraguay und ist zudem in Plastik verpackt. Diese Rechnung geht für mich leider nicht auf.
Alle Einkäufe zuhause wieder verstaut und die Vorräte im Keller aufgefüllt, habe ich nach der langen Shoppingtour plötzlich keine Lust zu kochen. Zum Glück ist das in Graz aber kein Problem, dank verschiedener Lieferdienste. So gut wie jedes Grazer Restaurant liefert dir deine Lieblingsgerichte direkt vor die Wohnungstür. Aber mit der Gemütlichkeit kommt dann auch der Müll. Das Sushi kommt in der Plastikschale, umhüllt von einem Plastiksackerl. Die Sojasaucenpäckchen sind natürlich auch aus Plastik und es ist kein Rätsel, wie die Glückskekse verpackt sind. Das hat offensichtlich nicht nur mich gestört, denn als ich im Herbst 2016 mein Studium begonnen habe, hat zeitgleich ein neuer Lieferservice den kochfaulen Grazerinnen und Grazern, die keine Lust mehr auf Plastikverpackungen hatten, das Leben erleichtert: Velofood.
Velofood liefert dein Essen ausschließlich mit dem Fahrrad, bei jedem Wind und Wetter (an dieser Stelle möchte ich mich bei allen Velofood-Radler_innen bedanken, dass sie auch bei strömendem Regen und Schneefall tapfer durch die Gegend radeln, nur weil ich zu faul bin zu kochen). Außerdem ist jede Verpackung, die mit Velofood geliefert wird, biologisch abbaubar. Also auch alles was aussieht wie Plastik, kann im Biomüll entsorgt werden, der Rest zum Altpapier. So sind seit 2016 schon über 14.000 Kilogramm Plastiverpackungen gespart worden! Der Lieferdienst kooperiert eben auch nur mit Restaurants, die dazu bereit sind. Die Auswahl ist auf Velofood im Vergleich zu Lieferando und Mjam zwar ein bisschen kleiner, ist aber in den letzten Jahren auch schon auf über 60 Restaurants gestiegen. Und da findet man auch wirklich alles: Pizza, Thai, Chinesisch, Japanisch, Burger und auch eine große vegane Auswahl. Die zwei bekanntesten veganen Restaurants in Graz sind Swing Kitchen und Café Erde.
Beide Restaurants bieten typisches Fast Food wie verschiedene Burger und Nuggets an, verzichten aber eben völlig auf tierische Produkte. Vor allem wie dort die Nuggets wie Chicken Nuggets schmecken, ist mir ein Rätsel! Letztens war wieder einmal so ein Tag. Keine Lust auf Kochen, draußen alles grau. Also Handy gezückt, Bestellung für vegane Burger und Nuggets abgeschickt, 30 bis 60 Minuten später klingelts dann auch schon an der Tür. Aber was machen, während man schon mit knurrendem Magen sehnsüchtig auf den Lieferboten wartet? Richtig, wir machen selber Dips!
Kaum etwas fehlt mir seit ich vegan lebe mehr, als eine gute Sour Cream. Mit normalem Sojajoghurt wird das einfach zu flüssig. Also hab ich mal gestöbert, und dabei dein Rezept für veganen Sauerrahm gefunden. Und ich liebe es! Ich hab ein bisschen damit herumexperimentiert und die Sour Cream mehr sour und ein bisschen würziger gemacht:
- 1 Tasse Cashewkerne (über Nacht eingeweicht)
- 1 Esslöffel Hefeflocken
- 1 Prise Salz
- 1 großzügiger Schuss Essig
- Saft einer halben Zitrone
- Wasser
Das hab ich alles nach deinem Rezept bei voller Power im Mixer gemixt und fertig war die Sour Cream für meine Nuggets! Und bei mir gibts immer eher zu viel als zu wenig also hab ich am Ende meiner Nuggets meistens noch viel Sauce übrig. Zum Glück hab ich vor ein paar Wochen erst aus einem alten Sommerkleid frische Wachstücher gemacht mit dem veganen DIY-Wachsblock von Beeofix! Wer so ein Wachstuch selbst machen möchte, kann sich übrigens noch bis Samstag, 23.11., für den Workshop im EKIZ Völkermarkt am Dienstag, 26.11. um 18:30 Uhr anmelden! Einfach per Mail an office@ekiz-voelkermarkt.at!
Ich wünsche dir, liebe Melanie, und deinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Workshop nächste Woche viel viel Spaß! Wachstücher sind aus meiner Küche nicht mehr wegzudenken, nie wieder Plastik!
#machdichfrei