Unsere neue Menstruationsunterwäsche
Liebe Melanie,
Abschied nehmen ist nicht immer leicht, vor allem nicht, wenn es sich um so ein Herzensprojekt handelt, wie es die Upcycled Fashion für dich war. Doch auch das Loslassen von etwas so Wichtigem zeugt von Stärke. Ich ziehe meinen Hut vor dir, dass du diese Entscheidung getroffen hast! So hast du jetzt auch etwas mehr Zeit, dich auf andere Dinge zu konzentrieren. Zum Beispiel die Auswahl neuer Produkte in unser Sortiment! So durfte ich ja kürzlich unsere neu aufgenommene Menstruationsunterwäsche testen. Was ich davon halte?
Es war mal wieder so weit, Tante Regina kam letzte Woche zu Besuch, um mich wissen zu lassen, dass meine Gebärmutter nach wie vor kinderlos ist. Yay! Nach meiner Menstruation könnte ich meine Uhr stellen. Zwischen Dienstagabend und Mittwochvormittag startet die Show meistens, und dauert mindestens bis Sonntag. Ich hab diesbezüglich also eher die Arschkarte gezogen. Mit im Gepäck hat Tante Regina nämlich stets ihr ganzes Schmerzrepertoire: Migräne, Übelkeit und natürlich die guten alten Bauchkrämpfe. Was dagegen hilft? Ich hab schon einiges ausprobiert. Völlig weg gehen die Schmerzen und Beschwerden allerdings nie, sie werden höchstens ein bisschen erträglicher.
Irgendwann kam mir dann der Gedanke: Vielleicht haben meine Schmerzen was damit zu tun, welche Produkte ich während der Periode verwende? Ich erinnere mich vage an eine Zeit, bevor ich eine Menstruationstasse benutzt habe. Bilde ich mir das nur ein oder waren meine Schmerzen schlimmer, als ich noch staubtrockene Tampons mühevoll in meine Vagina stopfen musste? Die Menstruationstasse besteht zwar nur aus medizinischem Silikon und ist somit im Gegensatz zu Tampons garantiert schadstofffrei. Trotzdem ist der Cup erst wieder ein Fremdkörper in der ohnehin schon zu dieser Zeit überstrapazierten und gestressten Vagina.
Wie kann man also die ungemütlichste, schmerzhafteste und lästigste Zeit des Monats so gemütlich wie möglich machen? Einfach mal laufen lassen. Es muss ja nicht immer Free Bleeding sein.
Der erste Eindruck
Höschen, die das Regelblut auffangen, ohne deine Kleidung zu ruinieren? Die gibts. Menstruationsslips, Periodenpanties, Menstruationsunterwäsche, nenn es wie du willst. Was früher vielleicht ausgesehen hat wie Omas alte Radlerhosen, ist heute tatsächlich sogar herzeigbar. Menstruationshöschen im 21. Jahrhundert gibt es in allen möglichen Farben, mit Spitze, ohne Spitze, hüfthoch oder als schlichte Slips. Das Angebot ist wirklich nicht mehr überschaubar. Von den unzähligen Herstellern fang ich gar nicht erst an. Im Grunde unterscheiden sich die abertausend verschiedenen Höschen aber gar nicht mal so sehr.
Mein Testmodell ist ein hüfthoher Periodenslip namens „Deluxe“ der deutschen Marke Taynie. Kostenpunkt: Ca. 30 Euro. Schon beim Auspacken fällt als Erstes auf: Das Höschen besteht aus sehr viel mehr Stoff als das, was ich sonst so trage. Auch das Feeling ist anders. Es fühlt sich mehr nach einer Bikinihose an, als nach schöner Unterwäsche. Es hört sich auch ein wenig so an wie eine Windel. Frische Babywindeln aus der Packung, dieses Geräusch vergisst man nicht so leicht, wenn man mal geholfen hat bei der kleinen Schwester oder dem kleinen Bruder die Windeln zu wechseln. Diese Assoziation im Hinterkopf halte ich also mein erstes Periodenhöschen in Händen und stelle mir die Frage: Ist es schon so weit, muss ich echt schon Windeln tragen?
Vom Schritt bis über den ganzen Hintern ist das Höschen mit einer Art Einlage versehen, um ein Auslaufen – egal welcher Flüssigkeiten in egal welcher Richtung – zu verhindern. Ich schau mir das mal genauer an.
Das Material
Das an Bikinis erinnernde Material fühlt sich schon sehr nach Plastik an. Ein Blick auf das Etikett reicht nicht, das Höschen besteht aus insgesamt fünf Komponenten, aufgelistet wie folgt:
Viskose, Baumwolle, Elastan, Nylon, eh klar. Aber was zur Hölle ist TPU? Einen sehr verwirrenden Wikipedia-Artikel später weiß ich ungefähr so viel: TPU zählt zu den thermoplastischen Elastomeren, das sind Kunststoffe, die sich bei Wärmezufuhr plastisch verformen lassen. TPU ist also ein thermoplastisches Elastomer auf Urethanbasis.
Unterm Strich — beziehungsweise unterm Schritt — sind die Menstruationshöschen von Taynie zwar überwiegend aus synthetischen Fasern, sind jedoch garantiert vegan, ohne Zugaben von Silber, Bioziden und Weichmachern. Außerdem versprechen die Dinger absolute Sicherheit vor Auslaufen. Zeit, das Stück Stoff mal zu testen.
Die Menstruationsunterwäsche im Einsatz
Ich hab mich diesmal richtig darauf gefreut, wieder meine Tage zu bekommen. Abgesehen davon, dass es immer wieder schön ist zu wissen, dass im letzten Monat nichts schiefgelaufen ist und ich auch in Zukunft noch nachwuchslos sein werde, war ich aufs Äußerste gespannt, den neuesten Zuwachs meiner Unterwäscheschublade endlich ausprobieren zu dürfen.
Als es dann endlich wieder so weit war — PMS und Migräne haben mich ja in den Tagen davor bestens darauf vorbereitet — bin ich ohne mir zu viel zu erwarten in meine Menstruationsunterwäsche geschlüpft und hab mit Freuden eines festgestellt: Das fühlt sich ja extrem nice an. Der weiche und elastische Stoff passt perfekt rund um jedes Speckröllchen und schmiegt sich wunderbar um den Perioden-Blähbauch. Was ich vorher auch noch nie geschafft habe während meiner Tage: Ich fühlte mich echt sexy. Obwohl der Spitzenbund bis zu meinem Bauchnabel reichte und somit eigentlich in die Kategorie der Oma-Schlüpper gehört, hat das Höschen es echt geschafft, mich während meiner hässlichsten Zeit schön fühlen zu lassen. Dafür liebe ich sie jetzt schon.
Aber besteht mein Menstruationspanty auch den Stresstest? Ich bin weit davon entfernt, eine Sportskanone zu sein. Aber gelegentlich packt mich mit der richtigen Musik definitiv die Tanzwut und ich hüpfe auf ungelenke Art und Weise durch meine Wohnung und shake meinen Allerwertesten. Es muss ja nicht gut ausschauen, solange man (bzw. frau) sich gut fühlt, richtig? Hier bin ich also, mit nichts als meinem Periodenhöschen bekleidet und schüttel meinen Booty in alle Richtungen, bis meine Haut vom vielen Schwitzen schon so richtig klebt. Was sagt dazu das Höschen? Nicht viel, ist ja immer noch nur Unterwäsche. Aber es ist nichts ausgelaufen, es fühlt sich nicht feucht an und es sieht genauso gut aus wie vorher. Schon sehr vielversprechend, denn aktiver wirds bei mir kaum werden.
Aber was ist das? Was ist das für ein Geruch? Oh. Ich bin das. Zugegeben, während meiner Periode habe ich immer das Gefühl, nach Schlachthof zu riechen. Das ist auch einer der Gründe warum ich nie viel von Binden und Free Bleeding gehalten habe, ich will es niemandem antun müssen, meine blutigen Schlachthof-Exkremente riechen zu müssen — bei mir wurde einfach alles immer zugestöpselt. Aus der Nase aus dem Sinn, oder so. Den Geruchsfaktor habe ich bei der Menstruationsunterwäsche im Vorhinein nicht bedacht. Es roch nicht unbedingt nach musky Vaginageruch oder Blut, eher nach gebrauchtem Verbandsmaterial.
Ob andere Menschen das auch riechen, oder nur ich, wenn ich grad auf der Keramikschüssel sitz und das Höschen bei meinen Knien schlabbert, weiß ich nicht. Ich hab tatsächlich während meiner letzten Periode niemanden getroffen, bei dem ich mich getrauen würde zu fragen: „Stink ich?“ Eine Antwort auf diese Frage werd ich wohl erst das nächste Mal bekommen.
Fazit plastikfreie Periode
Die Sache mit dem Geruch wird sich noch klären, sofern andere Leute meine Schlachthof-Ausdünstungen nicht zu riechen bekommen, ist das allerdings nicht so das Problem. Ich bin generell eher auf der mühsamen Suche nach Argumenten, die gegen ein Menstruationshöschen sprechen. Ich habe mich den ganzen Tag (und die ganze Nacht!) wunderbar wohlgefühlt, es ist jedoch natürlich reine Gewohnheitssache. Für Frauen, die sich schon aus Prinzip dem Free Bleeding und den Binden entsagen, wird es wohl eher keine perfekte Love Story mit den Höschen.
Die vielen verschiedenen Schichten im Schrittbereich der Unterwäsche saugen wirklich jede Flüssigkeit sofort auf, ich hatte nur kurz das Gefühl im Nassen zu sitzen. Dieses Gefühl hat sich allerdings nach einem kurzen Checkup am WC sofort verflüchtigt. Auch die Windel-Assoziation war kein Thema mehr, sobald ich die Unterwäsche getragen habe. Man gewöhnt sich wirklich schnell an das Gefühl, dass die Vagina nicht ausgestopft wird, sei es mit Tampons oder Cup. Das Beste: Ich hatte weniger Bauchkrämpfe als sonst. Ich hab nichts in meinen Körper eingeführt, was dort nicht hingehört und wurde mit entspannten Bauchmuskeln und Ausbleiben der Nierenschmerzen belohnt.
Ich hab mich also während meiner Periode schön und sexy gefühlt, hatte keine Bauchkrämpfe und war zu 100 Prozent vor jeglichem Auslaufen geschützt. Absolute Win-win-Situation. Nie wieder ohne Menstruationsunterwäsche.
Was sind deine Erfahrungen mit Menstruationsunterwäsche? Lasst es uns in den Kommentaren gerne wissen!
Ich freue mich schon darauf, weitere Produkte für unsere Kundinnen und Kunden zu testen!
Bis dahin,
#machdichfrei
Ich verwende ja schon länger die Höschen von Erdbeerwoche und bin sehr zufrieden. 2 mal ist zwar was ausgelaufen, aber einmal davon war ich radl fahren, also spezielle Belastung 😉