Nachhaltige Erziehung
„Nachhaltige Entwicklung“ ganz ohne SDGs oder Agenda 2030 findet bei jedem Menschen zu Hause statt und zwar unter dem Motto: nachhaltige Erziehung. Gerade zu Schulbeginn oder beim Übertritt von der Schule in die Selbstständigkeit zeigt sich bei vielen Kindern und Jugendlichen, ob wir Eltern es geschafft haben, bei unseren Kindern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie Verantwortung gegenüber der Umwelt gelebt werden kann.
Welche Auswirkungen hat unser eigenes Handeln auf die Entwicklung der gesamten Welt? Was kann ich als einzelner Mensch tun, um nachhaltig zu leben? Als Teil einer ganzheitlichen Bildung und nachhaltiger Erziehung sollte der Wissenserwerb und die Sensibilisierung unserer Kinder für eine nachhaltige Lebensweise auch Teil des Schulalltages sein. Noch wichtiger ist allerdings in unseren Augen das Vorleben und zum-Thema-Machen zu Hause. Unserer Erfahrung nach sind es gerade die Jüngsten unter uns, denen die Erde, die Tiere und die Menschen am meisten am Herzen liegen. Was kannst Du nun praktisch tun, damit Deine Kinder sensibel und achtsam mit unseren Ressourcen umgehen?
Werte für die gesamte Familie
Eine nachhaltige Erziehung ist geprägt von Ethik und Moral. Verantwortung zu lernen gegenüber Mitmenschen, der Umwelt und dem eigenen Leben ist essenziell dafür, dass ein heranwachsender Mensch leicht und schnell den Weg zu einer nachhaltigen Lebensweise finden kann. Werden Kinder in möglichst viele nachhaltige Prozesse eingebunden, können sie langfristig Zusammenhänge erkennen (Wo bekommen wir nachhaltig produzierte Lebensmittel, warum sollten wir Plastik in Bekleidung vermeiden, wie können wir der alleinerziehenden Nachbarin mit zwei Kleinkindern helfen, warum macht es Sinn, das Licht im leeren Zimmer auszuschalten …).
Ethik und Moral ist kleinen Kindern noch fremd. Sie wollen ihr Spielzeug nicht teilen. Sie sind das Zentrum, Bedürfnisse und Erwartungen anderer Menschen werden nicht erkannt. Unsere Aufgabe ist es, ihnen unsere Werte vorzuleben. Wie das passiert, muss jede Familie für sich entscheiden. Gegenseitiges Aussprechen lassen, handyfreie Zeiten, gemeinsames Essen, Zuhören, Spieleabende, ein fairer Umgang miteinander auch bei Streitereien, all das und noch viel mehr trägt dazu bei, Kindern die Notwendigkeit und Freude eines verantwortungsvollen Umgangs miteinander vorzuleben.
Hier kommen unsere Tipps für
die ganze Familie
- Versuche so viel wie möglich Zeit gemeinsam mit den Kindern in der Natur zu verbringen. Was sie lieben, schützen sie gerne! Egal ob im Park oder am Berg, am Meer oder im Garten, Natur ist überall. Achte mit Deinen Kindern, wie sie sich im Laufe des Jahres verändert, sprich mit ihnen über Pflanzen, die heimisch sind und solche, die es gerne sein wollen. Mach sie auf Tiere aufmerksam (jedes Jahr aufs Neue ist es bei uns eine große Freude, wenn der Storch wieder auf einem Dach in der Nähe nistet), die Du siehst und erzähle von denen, die Du nicht mehr siehst (unsere Kleinen hatten noch nicht das Glück, in ihrem Leben einmal Glühwürmchen zu sehen…).
- Sprich mit Deinen Kindern über die Erde und erkläre ihnen, dass wir Menschen achtsam mit ihr umgehen müssen. Hören Sie aus den Medien von den verheerenden Umweltkatastrophen, von denen der Planet heimgesucht wird, sprich mit ihnen darüber, was dagegen unternommen werden kann. Nimm ihnen auch die Angst und vermittle ihnen, dass sie selbst aktiv dagegen agieren können.
- Versucht, möglichst wenig Müll zu produzieren; trennt den Müll; werdet kreativ in der Verwendung nicht mehr benötigter Dinge, repariert kaputte Gegenstände und werft sie nicht einfach weg (reduce, reuse, recycle). Gebt nicht mehr Benötigtes aber Intaktes weiter an jemanden, der sich darüber freut.
- Kauft möglichst gemeinsam am Bauernmarkt oder im Unverpacktladen ein.
- Wenn Du einen Balkon oder Garten hast: Plant gemeinsam die Bepflanzung. Kinder lernen so den Lebensmittelkreislauf zu verstehen und haben Spaß an frischem Obst und Gemüse. Wenn sie mögen, dürfen sie ihr eigens Beet/Pflanzgefäß bepflanzen, für das sie dann auch sorgen können/sollen/müssen. Bezieht sie mit ein, erklärt, warum ihr gießt oder düngt, warum Beikraut entfernt wird und manches bleiben darf.
- Koche frisch und gemeinsam mit Deinen Kindern. Lass sie Gemüse unverarbeitet kosten und führe sie früh an das eigene Zubereiten heran. Große Kinder haben viel Spaß dran, eigene Menüs zu kreieren und für die Familie zu kochen.
Kindergartenkinder
- Seht gemeinsam Bücher über die Erde und Umwelt an (unsere persönliche Empfehlung: Vom kleinen Eisbären, dem es zu warm geworden ist (Hagn/Patschorke, oekom verlag) und Tiger Theo in der Tiefsee (Rentta, Gerstenberg Verlag).
- Bastelt Euch selbst Saatgutpapier, bringt es aus und erntet gemeinsam.
- Bastelt mit gepressten Blumen/Gräsern (Wir nutzen diese Blumenpresse).
- Sprich mit Deinen Kindern über verpackte Waren und nutzt eigene Behältnisse beim Einkaufen (für Obst und Gemüse nehmen wir diese Netze).
- Nutzt plastikfreie Brotdosen und Trinkflaschen für Eure Ausflüge und den Kindergarten.
- Verwendet nicht gebrauchte Sachen wieder oder nutzt sie für Kunstwerke (Basteln mit Klopapierrollen, etc.).
- Verzichtet auch bei Spielzeug möglichst auf Plastik (speziell bei Kindern ist der Verzicht auf Plastik eine Herausforderung und in vielen Familien auch einfach nicht möglich. Wenn Ihr aber nicht völlig auf Plastik verzichten könnt, dann findet Kompromisse: z.B. ist Lego und Playmobil ok, weil es sehr lange hält, qualitativ minderwertiges Spielzeug wird aber nicht gekauft; seht, ob ihr das Spielzeug gebraucht erstehen könnt oder bringt Euch in privaten Tauschgruppen ein…)
Schulkinder
- Vermeide „Elterntaxis“ und nutzt die öffentlichen Verkehrsmittel oder geht zu Fuß.
- Nutzt plastikfreie Brotdosen und Trinkflaschen (Wir nutzen diese Flasche und diese Dose von Ecobrotbox).
- Besucht regelmäßig eine Bibliothek und gebt, wenn dies gewünscht ist, Eure nicht mehr gebrauchten und gut erhaltenen Bücher dort ab. Teilt sie in Büchertelefonen oder an öffentlichen Tauschstellen).
- Nutzt nicht vollgeschriebene Hefte weiter.
- Sprich das Thema Umwelt, Tierschutz, Energiesparen etc. immer wieder im Alltag an und tausche Dich mit Deinen Kindern darüber aus. Häufig werden sie gerade in der Schule mit anderen Meinungen und/oder Vorurteilen konfrontiert und wollen gerne darüber sprechen.
- Sprich über die Bestandteile einer gesunden Jause und den Fleisch-/Wurstverzehr.
- Beim Einkaufen: Kaufe, wenn möglich in Bioqualität und erkläre warum (direkt am Markt oder ab Hof ist regionale Bioware häufig günstiger als Supermarktware).
- Besprich mit Deinen Kindern die Zutaten von verarbeiteten Lebensmitteln und deren Auswirkungen auf Natur und Körper (z.B. Palmöl, Zucker etc.); sucht gemeinsam nachhaltige und gesunde Alternativen zu Lieblingsprodukten (vielleicht sogar selbst hergestellte).
- Hinterfrage gemeinsam Werbung: Werbung hat großen Einfluss auf unsere Kinder, egal ob im Print-, Audio- oder Videobereich. Speziell Kinder glauben den Versprechen schnell. Gehe mit Deinen Kindern den Aussagen auf den Grund und erläutere, warum Werbung überhaupt gemacht wird und worauf man achten sollte.
Schulmaterial
- Beim Einkauf für die Schule achte auf plastikfreie Alternativen oder auf möglichst wenig Plastik (Radiergummi ohne Plastikverpackung, Wasserfarben in Metallkästen mit austauschbaren Farbschalen, Wachsmalstifte auf Bienenwachsbasis, geschraubte Scheren (lassen sich nachschleifen – für präzises Arbeiten auch kleiner Hände wollen wir diese unbedingt empfehlen!!!), Spitzer aus Holz und Metall etc.).
- Sprich mit Deinen Kindern über den achtsamen Umgang mit Schulmaterial und die konkreten Auswirkungen (Stifte, die häufig runterfallen, brechen und müssen neu gekauft werden. Hefte, auf die geachtet wird, benötigen keinen Einband etc.).
Kinder, die ausziehen
- Überlegt gemeinsam, was an Vorhandenem im Elternhaus dem Kind beim Einzug in die erste eigene Wohnung geschenkt werden kann (weil die Eltern es doppelt haben oder nie benötigen).
- Werden Möbel gebraucht, prüft auf Gebrauchtwarenplattformen, was es in der Nähe gibt.
- Besorgt nachhaltige Putzhilfen (jede Menge gibt es bei uns im Onlineshop).
- Kann Dein Kind eine Wurmkiste zum Kompostieren gebrauchen (wurmkiste.at)?
- Suche Kleidertausch-Apps und Kleiderkreisel aus der Region.
Studierende to be
- Auf Plattformen wie z.B. Rebuy ergatterst Du geprüfte Elektronik für kleines Geld.
- Nutze bedrucktes Papier als Notiz-/Einkaufszettel und drucke so klein wie möglich.
- Lese Skripten und Texte digital, drucke so wenig wie möglich.
- Nimm Deinen eigenen Kaffeebecher für Automaten mit (wir empfehlen diesen).
- Iss entspannt mit Spork, Brotbox und Trinkflasche unterwegs.
- Nutze Ecosia als Suchmaschine.
- Leihe Bücher aus der Bibliothek oder kaufe gebraucht von Höhersemestrigen.
- Packe Reste der häufig großen Mensaportionen in Deine Lunchbox und nimm sie mit nach Hause.
- Verzichte auf Werbegeschenke, die Du nicht benötigst und in den Einführungswochen überall bekommst.
Und das Wichtigste: Niemand ist perfekt! UND: von 0 auf 100 geht nicht. Genieße Dein Nutellabrot im Urlaub oder trinke einen Coffe-to-go im Einmalpappbecher, wenn Dein Arbeitstag so hektisch ist, dass Du Deine Tasse vergessen hast und Du den Kaffee aber gerade jetzt brauchst. Und auch, wenn Du mal eine Fertigpizza kaufst, wird Dein Kind nicht an der Wichtigkeit von Nachhaltigkeit zweifeln. Wir sind der Meinung, das Wichtigste ist, das Thema zu einem Bestandteil des Alltags zu machen und unsere Kinder so früh wie möglich behutsam an die Folgen ihres/unseres Handelns heranzuführen. Und wenn dann Deine Fünfjährige überall liegengelassenen Müll wahrnimmt und ihn mit Dir einsammelt und wenn Dein Neunjähriger Dir sagt, er isst keine Smarties mehr, weil die Herstellungsprozesse nicht in Ordnung sind – dann weißt Du, dass Du auf dem richtigen Weg bist!!!
Im Übrigen: Uns ist völlig klar, dass es nicht jedem möglich ist, zum Hofladen oder Bauernmarkt zu fahren (wenn auch vieles tatsächlich günstiger ist). Dass es im Alltag eine große Herausforderung ist, plastikreduziert zu leben und dass Öko für Kinder nicht unbedingt immer cool ist… Nimm die Tipps dennoch als Anregung, dass auch Du (vermutlich noch viele) Dinge verändern kannst. Ganz getreu unserem Motto: Little steps + little steps + little steps = BIG CHANGES.