Fermentieren leicht gemacht
Liebe Melanie!
Auch bei mir steht der Frühjahrsputz auf meiner scheinbar nie enden wollenden To-Do-Liste. Wie groß so eine Wohnung sein kann, merkt man meistens erst beim Putzen! Da bemerkt man meistens auch, wieviel nicht gebrauchter Krimskrams versteckt in Schubladen herum liegt und darauf wartet, endlich benutzt zu werden. Oder Kleidung, die noch fast ungetragen traurig von den Kleiderbügeln hängt. Ich stimme dir zu – es ist wieder höchste Zeit für eine Kleidertauschparty!
Darauf müssen wir allerdings, so wie es derzeit aussieht, noch länger warten. Warten nimmt gerade generell einen sehr großen Teil meines Lebens ein. Denn während ich wortwörtlich auf bessere Zeiten warte, tut sich so einiges in meiner Küche, das Zeit braucht. Ich habe nämlich eine neue Leidenschaft entdeckt: das Fermentieren!
It’s Kombucha Time!
Seit dem ersten Lockdown bewohnt mein Sauerteig Kevin ein hübsches Glas in meinem Kühlschrank. Seither gibt es regelmäßig frische Brötchen und selbstgemachte Pizza. Zwei meiner Freunde konnte ich mit einem Ableger des Sauerteigs schon beglücken – ich fühle mich fast wie eine Mami, wenn ich sehe, was bei anderen aus meinem Kevin gezaubert wird.
Teil der Fermentation-Nation: Kombucha
Mein neuestes Lieblingsprojekt ist allerdings der Kombucha. Kombucha (ausgesprochen: Kom-buh-tschah) ist ein fermentiertes Tee-Getränk, das mithilfe von Bakterien und Hefen zu einem probiotischen Getränk wird. Dem Drink werden so einige positive Eigenschaften zugeschrieben, zum Beispiel soll er die Verdauung regeln und bei Magen-Darm-Beschwerden helfen, das Immunsystem stärken, den Körper entgiften, Energie liefern sowie entzündungshemmend und antioxidativ wirken.
Gut Ding braucht Weile, denn bis so ein Glas frischer Kombucha auf deinem Tisch stehen kann, kann es mehrere Wochen dauern. Bevor du allerdings mit deiner Kombucha-Fermentation beginnen kannst, brauchst du zuerst einen SCOBY.
SCOBY ist ein Akronym und steht für “symbiotic culture of bacteria and yeast” – es handelt sich dabei also um eine Symbiose von Bakterien und Hefen. Diese sind notwendig um den Kombucha überhaupt erst anzusetzen. Einen SCOBY erhältst du zum Beispiel bei den Jungs von Fairment, wo es außerdem viele praktische Tipps und Rezepte für deinen Kombucha gibt. In den Facebook Gruppen Zero Waste Graz und Zero Waste Austria: Kärnten verschenken oder tauschen Mitglieder der Zero Waste Community auch immer wieder einen SCOBY – also halte deine Augen offen nach diesem für die Fermentation notwendigen Bakterienhaufen!
Auf in die Fermentation-Station!
Hast du dir einen SCOBY besorgt, kann ich verstehen, wenn dein erster Gedanke erst mal so geht: “Iiiiih!” Denn wenn dein SCOBY, so wie meiner, aus einer bereits bestehenden Kombucha-Kultur stammt, sieht das ganze eher nach einem Fundstück aus dem Labor des verrückten Professors aus, als nach einem leckeren Getränk, wie hier am Foto zu erkennen ist.
Um zu überleben, braucht der SCOBY nämlich ein Zuhause inmitten einer Ansatzflüssigkeit. Diese besteht meist aus reinem Tee (Schwarz-, Grün- oder Weißtee) und Zucker. Dort schwimmt dein SCOBY dann frisch-fröhlich vor sich hin. Du solltest darauf achten, dass deinem SCOBY nicht zu warm wird, und außerdem sollte ihm das Futter – der Zucker – nicht ausgehen. Aber jetzt ist es Zeit, mit der Fermentation zu beginnen!
Selbstgemachter Kombucha – So geht’s!
Hast du deinen SCOBY und deine Ansatzflüssigkeit parat, kann es auch schon gleich weiter gehen. Für deinen eigenen Kombucha brauchst du:
- Kombucha-SCOBY
- Ansatzflüssigkeit (ca. 100 ml)
- 1 großes, ausgekochtes Gefäß (über 1 Liter)
- 1 Liter Tee (Schwarz-, Grün- oder Weißtee – oder eine Mischung daraus!)
- 100 g Zucker
- Bügelflasche(n)
Als erstes kochst du Tee. Dazu nimmst du einen Liter kochendes Wasser und gießt deine Teebeutel (oder losen Tee im Tee-Ei) auf und lässt ihn einige Minuten ziehen. Dann gibst du den Zucker dazu und verrührst so lange, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat. Nun musst du den Tee vollständig auf Zimmertemperatur abkühlen lassen. Ist der Tee zu heiß, wenn der SCOBY dazugegeben wird, kann der SCOBY an den hohen Temperaturen sterben!
Ist der Tee abgekühlt, kannst du deinen SCOBY mit der Ansatzflüssigkeit vorsichtig dazu geben. Decke das Gefäß mit einem sauberen Tuch ab. Jetzt heißt es warten – das ist leicht…
Nach ca. 8-11 Tagen ist dein Kombucha fertig, er sollte fein säuerlich schmecken und angenehm riechen. Prinzipiell ist das Getränk nun fertig, wie es ist. Wer allerdings Lust auf die kleine Portion Extra hat, schickt seinen Kombucha nun in die Zweitfermentation.
Während der Zweitfermentation entsteht nämlich Kohlensäure. Ist dein Kombucha in Bügelflaschen abgefüllt, kannst du ihn für noch zwei bis vier weitere Tage an einem dunklen und kühlen Ort in Ruhe weitersprudeln lassen. Bei diesem Schritt kannst du außerdem für verschiedene Geschmacksrichtungen sorgen. Bevor du den Kombucha in die Flaschen füllst, kannst du Fruchtsaft und Obststücke dazugeben. Welche das sind, ist völlig dir überlassen, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Bei dieser Runde Kombucha haben wir zum Beispiel Ingwer, Saft, Schale und Stückchen einer Zitrone sowie Orangensaft dazugegeben, ein anderes Mal haben wir gefrorene Beeren dazugemischt. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, deshalb bietet es sich an, in mehreren Bügelflaschen verschiedene Sorten Kombucha anzusetzen.
Neben meinem SCOBY warte ich außerdem sehnlichst darauf, dass mein selbstgemachter Apfelessig endlich fertig wird! Was ich außerdem noch einmal ausprobieren (und hoffentlich auch schaffen) werde, ist Joghurt selbst herzustellen. Aber dazu nehme ich dich, liebe Melanie, und auch euch, meine lieben Leserinnen und Leser, auf einem anderen Blogbeitrag mit.
Bis meine Fermentationsprojekte beendet sind, bleibt mir also nichts weiteres übrig als zu sagen:
#machdichfrei von Dingen, die man nicht kaufen muss, sondern ganz einfach selber machen kann!
Deine Kathi