Bittersüßer Schmerz – DIY-Sugaring
Liebe Melanie!
Wenn ich deine Geschichte vom Lagerfeuer lese, kommen in mir unendlich viele Erinnerungen an den Sommer auf! Erinnerungen an Zeiten, in denen das Kondenswasser einer kalten Flasche Bier deinen Fingern hinunterrinnt, während warm-feuchte Grashalme deine Fußsohlen kitzeln. Aus der Bluetooth-Box tönt ein Klassiker aus den 90ern zum Mitgrölen und rund um meine Freundinnen und Freunde sehe ich nur strahlende, lachende Gesichter, von der Sonne braun gebrannt. Wie lange ist das schon her!
Zurzeit lassen die Frühlingstemperaturen (nach diesem außergewöhnlich warmen Februar) ja noch auf sich warten. Aber schön langsam beginnen auch bei uns im Innenhof die Himmelschlüssel und Primeln zu blühen und auch in meiner Küche sprießen schon die ersten Keime für meinen Kräutergarten am Balkon. Frühling ist reine Kopfsache!
Die Welt wacht also langsam aus dem Winterschlaf auf. Die gefütterten Wintermäntel, Strickmützen und endlos scheinenden Schals verschwinden von den Straßen und machen Platz für Jeansjäckchen, Haarreifen und bald bestimmt auch schon Espadrilles. Ich kann es kaum erwarten, bis mir eine warme Brise wieder kurze, luftige Sommerkleidchen um meine Beine streifen lässt…
Warte… da war ja was? Genau! Die Beinbehaarung! Um Himmels Willen, die muss ja weg!
Zum Glück gibts dafür ja mehr wie genügend Optionen, um diesem Problem entgegenzuwirken. Die simpelste und meistens auch naheliegendste – da kostengünstigste – ist der Rasierer. Auch wenn ein Rasierhobel in der Anschaffung gerne das Doppelte eines herkömmlichen Rasierers kostet, rentiert sich der Kauf eines Rasierhobels bereits nach wenigen Monaten. Während für herkömmliche Rasierer bereits nach wenigen Wochen neue, äußerst kostspielige und in Plastik eingeschweißte Rasierklingen besorgt werden müssen, reicht für den Rasierhobel eine Klinge, die nach ca. 8-10 Rasuren gewechselt wird. Die sind viel umweltfreundlicher verpackt, weitaus besser für den Geldbeutel und können noch dazu von oben, unten, links und rechts verwendet werden. Und auch das Klinge wechseln ist super easy!
Andere Optionen sind zum Beispiel ein elektrischer Epilierer, Enthaarungscremes oder deine Waxing-Methode. Diese habe ich auch zum Ansporn genommen, meine Härchen noch ein wenig länger wachsen zu lassen und das Sugaring auszuprobieren! Dafür habe ich einerseits Sugaring-Paste selbst gemacht und mir von einer Freundin eine Paste aus der Drogerie ausgeborgt, um die beiden Varianten miteinander vergleichen zu können.
DIY-Sugaring: So geht’s
Du brauchst:
- 1 Teil Wasser
- 1 Teil Zitronensaft
- 2 Teile Zucker
Für die selbstgemacht Sugaring-Paste habe ich je einen Teil Wasser und Zitronensaft mit zwei Teilen Zucker in einem Topf unter ständigem Rühren mehrmals aufgekocht, bis eine sehr
zähflüssige Mischung entstanden ist, die sowohl von der Farbe als auch von der Konsistenz her an Honig erinnern soll. Diese Masse muss jetzt natürlich noch auf Körpertemperatur abkühlen, sonst kann es zu ganz bösen Verbrennungen kommen.
In der Zwischenzeit erwärme ich in der Mikrowelle die gekaufte Masse für ca. eine Minute und lasse den Tiegel noch eine weitere Minute in der geschlossenen Mikrowelle, um sie ideal abzukühlen.
Und jetzt geht es wohl ans Eingemachte. Mit einem Spatel trage ich die gekaufte Paste in Haarwuchsrichtung auf mein Bein auf und lege gleich einen der Stoffstreifen, die inkludiert sind, auf die Paste und drücke ihn fest. Ich fürchte mich jetzt schon davor, was gleich passieren wird.
Mit mehreren kleinen, aber festen Rucken entferne ich den Stoffstreifen wieder von meiner Haut – und mit dazu auch die Härchen! Der Schmerz – sozusagen ein bittersüßer – war tatsächlich sehr erträglich, ich habe es mir sehr viel schlimmer vorgestellt.
In der Zwischenzeit ist die selbstgemachte Sugaring-Paste abgekühlt und auch etwas erhärtet. Ich nehme mir etwa eine walnussgroße Menge des mittlerweile fast schon harten Gemischs und knete sie so lange in meinen Fingern, bis sie wieder weich wird. Die klebrige Masse verteile ich dann auf einer neuen Stelle auf meinem Bein, lasse sie wieder ein wenig erhärten und ziehe nach einigen Minuten mit schnellen Bewegungen den Kleber wieder von meiner Haut. All zu viele Härchen sind hier allerdings nicht hängengeblieben. Da muss wohl noch einmal der Rasierer ran!
Mein Fazit zum Sugaring
Für das Aufkochen und Anrühren der selbstgemachten Paste habe ich mehr als eine Stunde gebraucht. Dann muss sie wieder abkühlen und erhärten, dauert also noch einmal etwa eine Viertelstunde. Wer nicht aufpasst, hat die klebrige Zuckerpaste überall. So wie ich zum Beispiel. Trotz Handtuch darunter und aller Vorsicht ist nicht nur mein Pulli mit dem Kleber in Berührung gekommen, sondern auch mein Sitzkissen im Wohnzimmer. Zum Glück lässt sich die Paste sehr leicht mit Wasser entfernen.
Abgesehen von der Klebrigkeit und der Zeit, die das Sugaring in Anspruch nimmt, bin ich leider auch mit dem Ergebnis nicht sehr zufrieden gewesen. An den Beinen fand ich überall noch Haare, die Haarentfernung in der Bikinizone hat weniger als gar nicht funktioniert und die Achseln habe ich mich dann nicht mehr getraut.
Irgendwo ist mir ein Fehler passiert (und ich glaube auch zu wissen, wo, aber das verrate ich nicht), aber ich werde nicht aufgeben. Irgendwann finde ich wieder die Zeit und die Lust mir eine neue Paste anzurühren und dann starte ich dieses Projekt von vorne. Bis dahin bleibe ich allerdings meinem Rasierer treu.
Sommer = keine Haare?
Ganz so streng sehe ich die Sache zwar nicht, ein wenig Beinbehaarung ist vor allem in den kälteren Monaten immerhin zumindest eine dünne Schicht mehr – ganz nach dem Zwiebelprinzip. Zwar fällt ab einer gewissen Temperatur auch mein Beinhaar-Kleid irgendwann ab, aber nicht einmal im Hochsommer zwinge ich mich mehrmals pro Woche oder gar täglich den Rasierer zur Hand zu nehmen und penibelst jedes noch so mikroskopisch kleine Härchen zu entfernen. Die Arbeit ist es mir einfach nicht wert, meine Körperbehaarung ist glücklicherweise so gut wie überall hellblond und kaum mit dem bloßen Auge zu erkennen.
Und woher kommt dieses gesellschaftliche Konstrukt eigentlich, dass Frauen keine Körperbehaarung zeigen sollten? Ich würde es manchmal auch sehr viel netter finden, wenn ich im Sommer nicht aus jeder männlichen Achsel einen kleinen Urwald sprießen sehe, aber würde ich einen deshalb darauf aufmerksam machen? Wohl kaum. Aber über soziale Ungleichheiten und veraltete Körper- und Rollenbilder kann ich mich stundenlang aufregen.
Darauf habe ich heute keine Lust mehr, denn trotz des Regenwetters (oder gerade deshalb?) hatte ich heute einen tollen Tag, den ich nicht mit Diskussionen, die ins Nichts führen, beenden will.
Wir hören uns morgen, liebe Melanie!
#machdichfrei von Härchen, oder auch nicht – ganz wie jede und jeder das will!
Deine Kathi