Aufräumen heißt Neuanfang
Liebe Kathi,
Während du dich mit deiner Lockdown-Frisur “Down Under” beschäftigst, steht bei mir ein Kindergeburtstag und ein unüberwindbarer Drang, ein österliches Aufräumen zu starten, auf meiner Happening-Liste!
Nur kurz zu deinen kurzen Denkanstoß in deinem letzten Beitrag: Ich kenne die Gedanken über gesellschaftliche Konventionen, erlernte Rollenbilder und den dringlichen Wunsch mich davon zu befreien. Aber da tauchen wir am besten ein, wenn wir uns persönlich gegenüber oder auch nebeneinander sitzen.
Schon wieder ist ein Jahr um und mein zweitgeborener Sohn wird 6 Jahre alt!
Diese Tatsache führt mir vor Augen, dass wir unser erstes Jubiläum der Lockdown Reihe feiern, in den bereits sein fünfter Geburtstag efallen ist. Daher hatte er große Angst, dass auch dieser Geburtstag wieder nicht stattfinden kann und ist jetzt glücklich und aufgeregt, dass er eine Draußen-Lagerfeuer-Party mit seinen Kindergartenfreunden machen darf.
Ich bin intensiv am Planen, Listen schreiben und Vorbereiten. Bei Kindergeburtstagen gibt es immer wieder große Zero Waste Hürden zu nehmen.
Das bedeutet manchmal Dinge zu streichen, Alternativen zu finden oder auch…ein Auge zuzudrücken. Ich werde berichten und schicke dir Fotos!
Reine Kopfsache? Marie Kondo lässt grüßen!
Du schreibst so nett, dass der Frühling reine Kopfsache sei – ich glaube es ist mehr. Es ist wie ein natürlicher biologischer Ruf, der alles Leben auffordert, sich erneut und erneuert zu zeigen.
In mir spüre ich neue Energien, den Wunsch nach Außen zu gehen und Altes zurückzulassen. Es ist gerade, als würde mich jede meiner Zellen anstoßen, mich endlich um meinen Kleiderschrank zu kümmern.
Nach einem Jahr ohne Kleidertausch und den damit regelmäßig verbundenen Loslass-Ritualen ist mein begrenzter Raum überfüllt. Und es gibt so viele Kleidungsstücke, die ich gar nicht anziehe…
Ist dir etwas aufgefallen?
Geschulte Augen haben sicher entdeckt, dass ich eine Anhängerin von Marie Kondo bin. Woran du das erkennst und wer Marie Kondo ist fragst du?
Marie Kondo ist Japanerin und hat sich mit dem Buch “Magic Cleaning. Wie richtiges Aufräumen ihr Leben verändert” in die Herzen aller geschrieben, die sich mehr Ordnung und weniger Aufräumen in ihrem Leben wünschen. Sie sagt, dass für das Aufräumen zwei Handlungen notwendig sind: Erstens das Ausmisten und zweitens für den Rest einen Aufbewahrungsort bestimmen. Die Reihenfolgen bei der Kon Mari-Methode sind immer unbedingt einzuhalten.
Das ich mich bereits mit Marie Kondo intensiv beschäftigt habe, erkennst du daran, wie meine T-Shirts und Pullis gefaltet bzw. gefaltet und gerollt sind. Das ist typisch Konmari!
Aber nun los, ich habe große Lust mich auf den Prozess oder Neuanfang einzulassen.
Wenn ich mich recht erinnere, empfiehlt sie, sich vor dem Aufräumen Gedanken zu machen: Warum möchte ich aufräumen? Was bezwecke ich damit?
Durch die Klärung dieser Fragen, behauptet Marie Kondo, kommt man schneller voran und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Ordnung bleibt.
Bei mir und meinem Kleiderschrank ist die Sache klar. Ich möchte immer Platz haben, meine Kleidungsstücke ordentlich wegzuräumen. Ich möchte wenig Kleidungsstücke haben und immer besonders angezogen sein. Zudem möchte ich mich in den Kleidungsstücken wohlfühlen.
Gut, nachdem ich das geklärt habe, kann ich dir noch kurz erklären, wie Mari Kondo aufräumt: Immer in Kategorien, nie nach Orten. Kleider sind bei ihr auch die Kategorie mit der wir anfangen sollen, gefolgt von Büchern, Schriftstücken, Kleinkram und zu guter Letzt Erinnerungsstücke, von denen man sich am Schwierigsten trennt, weil sie großen emotionalen Wert haben.
Nun da ich beginnen möchte, muss ich zuerst all meine Kleidungsstücke zusammentragen, auf einen Haufen legen und Stück für Stück in die Hand nehmen, um diesem die allentscheidene Frage zu stellen: Macht es mich glücklich, wenn ich das Kleidungsstück in die Hand nehme? Diese Frage bringt uns an den Kern der Kon Mari-Methode. Wir behalten nämlich nur, was uns glücklich macht.
Klingt gut, oder?
First things first
Der Rest ist eine Geschichte, die das Leben so spielt:
Ganz im Prozess des “Alles-auf-einen-Haufen-Packens” ist es passiert! Ich habe die Zeit übersehen und muss doch die Kinder abholen!
Ich lasse alles liegen und stehen und fahre zur Schule. Die Kinder sind eingepackt. Wir gehen einkaufen, fahren zur Mülldeponie…
Zuhause angekommen – ich hatte Marie Kondo bereits vergessen – ruft es aus dem Wohnzimmer: “Mama, was tut dein ganzes Gewand auf unserer Couch?”
Oh nein, was mach ich jetzt mit dem ganzen Zeug? Es gibt doch ab morgen Kindergeburtstagsvorbereitungen und heute noch einen Zoom Call.
Was ich getan habe? Um ehrlich zu sein: Nach dem Kinder-ins-Bett-bringen und dem Zoom Call habe ich alles wieder irgendwo verstaut, um hoffentlich nächste Woche einen neuen Versuch zu starten. In der Zwischenzeit heißt es: First things first. Und das ist jetzt mal der Kindergeburtstag.
Ich glaube Marie Kondo hätte diesen Aufräum-Abbruch gut geheißen. Erstens fände sie es unmöglich, tagelang einen Hocker Kleidung auf der Couch liegen zu lassen und zweitens gibt es für sie nur eine Art des Aufräumens: In einem Rutsch, in kurzer Zeit und perfekt!
Ob ich dem jemals gerecht werde?
In diesem Sinne, #machdichfrei von zu hohen Ansprüchen an dich und ergib dich dem Leben.
Alles Liebe,
Melanie